"Erstens: Der Klub befindet sich in einer guten Verfassung. Wirtschaftlich und sportlich sind wir auf Kurs. Wir haben ambitionierte, sportliche Ziele. Deshalb haben wir auch unser Organigramm angepasst. Nach eingehender Analyse haben wir beschlossen, wieder einen Sportchef zu engagieren, der die Verantwortung über den Trainerstab und die erste Mannschaft trägt. Das neue Organigramm wurde vom Verwaltungsrat genehmigt. Es wurde diesen Montag kommuniziert und wird nun umgesetzt. Wir schaffen damit klare Zuordnungen und erhöhen die sportliche Kompetenz
Zweitens: Es gibt beim FCSG keinen Einfluss und keine Druckversuche von Spielerberatern auf das Unternehmen. Selbstverständlich haben alle eine Funktion, die sie wahrnehmen müssen. Im Klub entscheiden - das tun wir. Auch gibt es keine Gruppierungen, welche dem Klub schaden wollen. Richtig ist, dass die Zusammenarbeit zwischen den drei Unternehmensteilen Sport, FCO und Event AG nicht optimal funktioniert. Es gibt Friktionen, die nicht gut sind. Hier besteht Handlungsbedarf.
Trennung von Kesseli unvermeindlich
Vor diesem Hintergrund ist auch die Trennung vom CEO der Event AG zu betrachten. Ich kann verstehen, dass die Trennung von Pascal Kesseli nicht überall gleich verstanden wird, da er verschiedentlich Sympathien genoss und geniesst. Die Trennung war aber unvermeidlich. Sie erfolgte aufgrund unterschiedlicher strategischer Auffassungen. Wir - Pascal Kesseli und ich - haben viele Gespräche miteinander geführt und sind zum Schluss gekommen, dass es besser ist, wenn wir inskünftig unterschiedliche Wege gehen. Die Trennung erfolgte einvernehmlich, sachlich und professionell. Dies wird auch vom ehemaligen CEO und in einem gemeinsamen Schreiben bestätigt.
Im Übrigen sind personelle Mutationen im Zuge von Führungswechseln in jedem Unternehmen absolut normal.
Ein Wort - drittens - zu FCO und unserem Nachwuchs. Meine Damen und Herren, bei FCO handelt es sich um eines der professionellsten Nachwuchsprojekte im Schweizer Fussball. Dies ist nur dank der Kompetenz der beteiligten Mitarbeitenden möglich. Darin schliesse ich alle Mitarbeitenden ein, explizit erwähnen will ich aber Ferruccio Vanin und Marco Otero, die einen hervorragenden Job machen. Lassen sie mich eines unmissverständlich festhalten: Das Engagement von Marco Otero als Technischer Leiter von FCO erfolgte alleine auf Grund seines Leistungsausweises und durch die strategische Kommission FCO, in der auch der Ostschweizer Fussballverband und der FC Wil Einsitz haben.
Die Kommission ist auch für die Gesamtstrategie und die Personalentscheide zuständig. Das zeigt sich auch darin, dass FCO eines der Leistungszentren des Schweizerischen Fussballverbandes ist. Übrigens wurde bereits im Herbst 2014 entschieden, FCO vom Profibereich zu trennen, um den gesamten Nachwuchsbereich besser zu fördern. Das Ergebnis lässt sich sehen. Aktuell haben wir permanent 12 bis 14 Spieler, die in den jeweiligen Nationalmannschaften spielen. Die Vorwürfe, die zum Teil gegenüber Mitarbeitenden unseres Klubs erhoben werden, weise ich entschieden und in aller Form zurück.
Kein Einfluss von Früh
Viertens: Dölf Früh hat für den Verein sehr grosse Verdienste geleistet. Dass nun Druck und Anschuldigungen gegenüber seiner Person gemacht werden, bedauere ich sehr. Dies hat wahrscheinlich zur Folge, dass er sein Aktienpaket rascher abstossen wird als geplant.
Ich halte fest: Dölf Früh hat seit seinem Rücktritt zu keiner Zeit weder strategisch noch operativ Einfluss genommen. Es versteht sich aber wohl von selbst, dass ein Aktionär mit einem Paket von über 48 Prozent der Stimmen in jedem Unternehmen an einer Generalversammlung von strategischer Bedeutung ist.
Und damit komme ich zum fünften Punkt: Es gehört zur Aufgabe eines Verwaltungsratspräsidenten die Zukunft des Gremiums auszuloten und frühzeitig allfällige Entwicklungen vorwegzunehmen. Dazu gehört der Austausch mit den Aktionären. Auf Grund erster Gespräche mussten wir annehmen, dass die Wiederwahl von Michael Hüppi als Verwaltungsrat an der nächsten Generalversammlung ernsthaft gefährdet war. Gemeinsam mit Michael Hüppi haben wir nach einer Lösung gesucht. Seine Art wie er mit dieser offenen und vertraulichen Kommunikation nun umgeht, befremdet mich. Es ist für mich äusserst irritierend und beschämend. Es schadet letztlich dem ganzen Klub. Hüppi hat unbestritten Verdienste für den FCSG. Dafür gebührt ihm auch mein Dank. Ich hätte ihm einen besseren und schöneren Abgang gewünscht, als den, den er nun selber gewählt hat.
Ein Team
Der FC St. Gallen 1879 beschäftigt über 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. An einem Matchtag sind es mehr als 300 Personen. Sie alle engagieren sich für den FC St. Gallen. Ihnen, unseren Fans, Partnern und Sponsoren gegenüber sind wir verantwortlich.
Wir müssen die Voraussetzungen schaffen, um sportlich und wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Das bedingt zuallererst, dass wir auf dem Platz und im Unternehmen als geeintes Team auftreten. Ich will, und ich sage das unmissverständlich, ich will ein Team, das gemeinsam in die richtige Richtung zieht. Nur dann haben wir Erfolg."
Artikelfoto: FC St. Gallen 1879