Der tiefe Fall des Real-Wunderkinds

(Bildquelle: fussballinfos)

Martin Ödegaard galt als riesen Talent. Doch inzwischen kickt der 17-Jährige in der dritten Liga. Was ist passiert?

Martin Ödegaard galt als Wunderkind und Heilsbringer. Bereits mit 15 Jahren wollte ganz Europa den jungen Kicker. Doch inzwischen ist die Welt für den 17-Jährigen nicht mehr so rosig. Zur Zeit verweilt er in Liga drei.

Sein ehemaliger Trainer und heutiger Bayern-Coach Carlo Ancelotti erklärt, wie es dazu kommen konnte. "Wenn der Präsident entscheidet, dass er aus PR-Gründen einen norwegischen Jungen drei Mal in der ersten Mannschaft auflaufen sehen will, dann muss ich einen Weg finden, das umzusetzen", schreibt Ancelotti in seinem Buch "Quiet Leadership" über Perez‘ selbstherrliche Transferpolitik. Mit erstaunlicher Offenheit fügt er an: "Ich war an seiner Verpflichtung nicht interessiert, denn sie war nicht wichtig für meine Arbeit." Und so landete Ödegaard bei Real schnell auf dem Abstellgleis.

Der Fall Ödegaard ist ein Paradebeispiel für die bisweilen zynischen Mechanismen im Fussballgeschäft. Ein Präsident, der einen PR-Coup braucht, ein Trainer, der sich fügt, und ein Talent, das schlecht beraten den ungünstigsten Weg wählt. Der Fall Ödegaard ist ein Symptom für den überdrehten Transfermarkt, wo die Summen immer abstruser und die gehandelten Objekte immer jünger werden.

Auch Fredi Bobic, der den Spieler im Probetraining hatte, kritisiert den Hype. "Das war eine Riesenjagd auf einen jungen Spieler", sagt Eintracht Frankfurts Sportdirektor Fredi Bobic. Er hatte Ödegaard und seinen Vater damals nach Stuttgart zum Probetraining eingeladen. "Er war 15, wie soll ein junger Mensch so etwas verkraften?" Bobic hätte dem Norweger kleinere Karriereschritte gewünscht. "Die hätten ihm am Ende grösser herausgebracht."

Ödegaard abschreiben? Mit nichten!

Doch abschreiben sollte man das Talent nicht. „Gebt dem Jungen noch zwei Jahre, dann wird er zeigen, was er drauf hat. Er ist genial“, sagt der ehemalige Bundesliga-Profi Kjetil-André Rekdal. Er glaubt nach wie vor an die besonderen Fähigkeiten des 17-Jährigen. Und nur, weil es bei der ersten Station nicht geklappt hat, muss er bei einer anderen nicht auch scheitern. Allerdings sollte er sich dann einen Klub suchen, bei dem die Perspektive stimmt.